BRUSEUM
„Der lang gehegte Wunsch der Neuen Galerie Graz, für den weltbekannten steirischen Künstler Günter Brus ein Brus-Museum innerhalb des Hauses zu schaffen, das so genannte BRUSEUM, konnte 2008 durch einen großen Sammlungsankauf auf Initiative des Kulturreferenten des Landes Steiermark, Dr. Kurt Flecker, realisiert werden. Nach der Übersiedelung der Neuen Galerie in das Joanneumsviertel (November 2011) wird Brus eine eigene, permanente Ausstellungsfläche gewidmet.
Mit der Eröffnung der Neuen Galerie Graz im Joanneumsviertel wird das Museum für Günter Brus – das BRUSEUM – der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Themenführung widmet sich den ausgestellten Schaffensphasen des Künstlers, der als Wiener Aktionist internationale Bedeutung erlangte. Von seiner informellen Phase, über Film- und Fotodokumente seiner Aktionen spannt sich der Bogen bis zu seinen Bilddichtungen, Zeichnungen und seinem schriftstellerischen Werk, das sich in seiner Vielschichtigkeit äußerst komplex erweist.“ (c) Neue Galerie Graz
Wenn man sich den Lebenslauf dieses Ausnahmekünstlers und Aktionisten betrachtet, gleicht dies einem Schwanken zwischen Hochachtung und Schauder.
Günter Brus, der sich zunächst dem deutschen Expressionismus der Jahrhundertwende, wie den Künstler Edvard Much und Vicent van Gogh beeindruckt zeigte, begann sich mehr und intensiv mit Otto Muehl auseinanderzusetzen.
Als Protagonist des „Wiener Aktionismus“ in den 60er und 70er Jahren, dessen Bezeichnung man Peter Weibel zuschreibt, entwickelte sich auf provokante Weise eine modernen Kunst als Gratwanderung zwischen drastischen und aggressiven Tabuverletzungen, die Geist und Materie in Einklang bringen sollte, den Mensch als Mittelpunkt der Kunst darstellte und sich als sozialkritischer Radikalismus formte.
Den eigenen Körper als Zentrum oder Sammelsuriums zu nutzen, sich fast exzessiv mit dem eigenen Fleisch zu beschäftigen, den Körper zu erforschen, seine Haut in stundenlangen Exzessen zu bemalen oder Körperflüssigkeiten künstlerisch einzusetzen wie experimentelle Ansätze von Selbstverstümmelungen, führten zu zahlreichen seiner Aktionismen.
So urinierte und defäkierte er während der Aktionen, ritzte sich mit Rasierklingen die Haut oder masturbierte.
Seine Aktionismen waren stets begleitet seiner Zeichnungen und Malereien, die sich heute ausgestellt in Museen finden.
Günter Brus, der einfühlsame Poesie verinnerlicht wie literarisch Worte einzusetzen vermag, Autor fesselnder Bücher ist und sich in künstlerisch so vielfältiger Weise auszudrücken versteht – ist nicht nur sehens- sondern auch hörenswert!
(c) Cornelia Kerber, Dezember 2011