Fotografieren. Eine Form der Kunst die lange zwischen das Raster fiel und eher als Beschäftigung verstanden wurde, als dieser durch das Ansehen der Kunstfertigkeit Gestaltungskraft zu verleihen.
Das Festhalten eines einzigen unwiederbringlichen Momentes von Geschöpfen, oder als Dokumentation das Erfassen authentischer Ablichtungen von Gebilden, Objekten oder Individuen, wie auch für das Berichterstatten des Weltgeschehens ist das Fotografieren mehr als nur das bloße Abdrücken eines Aufnahmeknopfes.
Etwas Materielles, wie einen solchen Apparat zu besitzen, ist nicht gleichbedeutend damit es zu verstehen oder gar professionell damit umzugehen zu können.
Obwohl jeder von uns auf irgendeine Weise mit Fotos in Berührung kommt und das Fotografieren alltäglich erscheint, so gleicht dies jedoch nicht dem gekonnten Handhaben des Fotografierens, welche dem so ähnelt wie das Abschreiben eines Textes wenig vergleichbar mit einer literarischen Arbeit, das Singen in der Badewanne dürftig mit musikalischem Können oder das Malen eines Bildes nicht gleichbedeutend mit bildender Kunst ist.
Wer einem qualifizierten Fotografen über die Schulter blicken konnte weiß darum.
Keine familiären „Spaghettiiiiii“ Fotos wie wir sie alle Zuhause oder in unserem Umfeld praktizieren, sondern dieser ganz aparte Blick für das Bedeutungsvolle wie auch des im Hintergrund nebensächlich schlummernde Unwesentliche welches ein solches Foto, das uns Betrachter fasziniert – eben so besonders macht.
Ein phantasievoll fachkundiger Blick für scheinbare Nebensächlichkeiten im Einklang mit einem meisterhaften Auge, welches für einen gekonnten Moment eingesetzt das Wesentliche mit dem Unerheblichen zu einem Ganzen formt. Solche Wahrnehmung mit dem Geschick gepaart dieses außergewöhnliche Vorstellungsvermögen einzubringen, macht ein kunstgerechtes Foto zur Gewandtheit.
Warum wohl kaufen wir Kalender mit ansprechenden Fotos bebildert, oder freuen uns über Foto-Bücher welche uns die Welt unseres Interesses näher bringen, mögen bunte Klatsch-/ oder auch Fach-Illustrierte?
Es ist der Zauber der uns fesselt wenn wir diese Fotos betrachten, weil sie ansprechend sind, phantasievoll eingefangen, mit professionell geschultem Blick aufgenommen und unzählige Probeaufnahmen im Vorfeld kosteten – um eben genau dieses eine Bild als Produkt einer Vielzahl von Versuchen als perfekt, anregend und einfühlsam festzuhalten.
Über den Wiener Fotografen Alfred Pany schrieb ich einst „Das was er sieht ist bemerkenswert, das was er denkt ist erstaunlich, seine bildlichen und sprachlichen Betrachtungsweisen eine Bereicherung und vielen Menschen eine Freude.
Er kann zwischen den Zeilen lesen und den Schatten der Bilder ohne Blitz erkennen,
weil sein Blickwinkel offen, seine Linse nicht getrübt und sein Objektiv nicht verfälscht ist.“
Pany als Beispiel für einen Fotografen, der für die Lebendigkeit der Fotos spricht, der Lichtbilder zu Sinneseindrücken wandelt und Schnappschüsse von einer Ouvertüre zur Impression bebildert, welche Momente festzuhalten versteht und die Einzigartigkeit untermauert.
Wenn man Fotos solchen Seins betrachtet gleicht dies wenig dem Blättern in einem Album, dessen überdrüssig man dieses bald nach einigen Seiten beiseite legt, sondern wird mental in den Bann gezogen und phantasievoll in eine Welt des Betrachtens begleitet, welche Träume anregt, Gedanken zulässt und die Vielfältigkeit des Lebens in all seinen Facetten auf ein Foto projiziert.
Und während wir in Arztpraxen, Eingangshallen, Firmen, Museen oder dem häuslichen Umfeld illuster Gesellschaft eben solche Fotos professioneller Hand an den Wänden bewundernd betrachten, schmücken bürgerliche Haushalte stillose Farbfotokopien, abgeschmackte Reproduktionen großer Meister oder Baumarkt-Poster, wobei es doch alternativ erschwinglich und sicherlich anregender und kreativ eindrucksvoller wäre , diese durch individuell geschmackvolle und schöpferisch beeindruckende Fotos eines fotografischen Meisters zu ersetzen
Text: © Cornelia Kerber, September 2012