Das Bank Austria Kunstforum Wien widmet Rebecca Horn die erste umfassende Werkschau seit knapp 30 Jahren in Österreich. Sie zählt zu den außergewöhnlichsten und vielseitigsten Künstlerinnen ihrer Generation.
Die Ausstellung zeigt wichtige Arbeiten ihres komplexen OEuvres, deren Spektrum von früher Performance- Dokumenationen bis hin zu aktuellen Installationen reicht.
Der Fokus liegt dabei auf den Verflechtungen der unterschiedlichsten Genres. Die Ausstellung will Konstellationen aufzeigen, die für das Werk Horns konstitutiv sind sowie einen umfassenden Einblick in ihre künstlerische Praxis geben. Erstmalig werden großformatige Installationen im Bank Austria Kunstforum Wien präsentiert und die Raumerfahrung entscheidend bestimmen.
Bekannt wurde Rebecca Horn 1972 als jüngste Teilnehmerin der epochemachenden documenta5 unter dem Titel „Individuelle Mythologien“ – kuratiert von Harald Szeemann. Mit ihren frühen Körperinstrumenten und Performances, über ihre Spielfilme und kinetischen Skulpturen bis hin zu ortsspezifischen Installationen, aber auch mit ihren intimen Zeichnungen und Gedichten ist Horns OEuvre mehr als facettenreich.
In ihrer mittlerweile fünfzig Jahre andauernden Praxis hat die Künstlerin einen ihr eigenen, symbolisch aufgeladenen Kosmos geschaffen, in dem Realität und Fiktion ineinander übergehen. Dualismen wie Materie/Geist, Subjekt/Objekt oder weiblich/männlich werden hier überschritten. Ihr Arbeiten ist ein wachsendes Geflecht aus Objekten, Motiven und Themen, die von de Künstlerin immer wieder neu aufgegriffen werden. Sie knüpft dabei zahlreiche Beziehungen zu Kunst-, Literatur- und Filmtraditionen – ebenso wie zur Mythologie und Märchenwelt.
„Es hängt alles zusammen“, sagt die Künstlerin selbst, „ich beginne immer mit einer Idee, einer Geschicte, die sich in einen Text entwickelt, der wiederum zur Skizze wird, dann zu einem Film, daraus entstehen dann die Skulpturen und Installationen.“
Rebecca Horn wird am 24. März 1944 in Michelstadt im Odenwald/Deutschland geboren. Sie träumt bereits als junges Mädchen davon, Künstlerin zu werden. Impulsgeber sind ihr Onkel, de Maler war, und ihr rumänisches Kindermädchen das sie dazu ermunterte, Möbel und Wände zu bemalen.
Sie soll 1963 Volkswirtschaft studieren um die elterliche Fabrik übernehmen zu können. Nach sechs Monaten bricht sie das Studium ab und beginnt Philosophie und Kunst an der Hochschule für bildende Kunst in Hamburg zu studieren
Zwischen 1968 und 1972 entstanden eine Reihe von Aktionen und Performances, die Künstlerin schließt auch ihr Studium an der Hamburger Kunsthochschule ab.
Die Vergabe des DAAD-Stipendiums ermöglicht es Horn, für ein Jahr an der St. Martin`s Schook of Art in London zu studieren
Auf der documenta5 im Jahr 1972 ist Harald Szeemann der erste Kurator, der Rebecca Horns Werk zeigt. Sie ist die jüngste Künstlerin der Ausstellung Im gleichen Jahr zog Horn nach New York und lebt in SoHo. Fast zehn Jahre pendelt sie zwischen Berlin und ihrem Wohnort.
Das New Yorker Guggenheim Museum widmet 1993 Horn ihre erste Retrospektive in zwei Teilen. Für die Biennale di Venezia im Jahr 1997 richtete Horn einen Saal mit Trümmern vom Abbruch venezianischer Häuser ein.
2007 gründete die Künstlerin die Moontower Foundation mit Sitz in Bad König mit dem Ziel, einen Ort der kreativen Begegnung zu bilden. Rebecca Horn erhält 2010 den renommierten Praemium Imperale für Skulptur in Tokio. In den nächsten Jahren folgen zahlreiche Ehrungen: Grande Medaille des Arts Plastiques, Academie d`-Architecture de Paris (2011), Orden pour le Merte für Wissenschaften und Künste (2016), Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg (2017).
2015 erleidet die Künstlerin einen Schlaganfall und kann sich in einer langen Phase der Rekonvaleszenz ein Stück körperliche Autonomie zurückerobern, bleibt aber seitdem stark in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Im Sommer 2019 widmen der Künstlerin gleichzeitig das Centre Pompidou-Metz und das Museum Tinguely in Basel zwei Ausstellungen. Zeitgleich richtet auch die Tate Modern in London in den Tanks eine Präsentation mit Skulpturen und Filmen Horns aus der hauseigenen Sammlung ein.
>Link zur Ausstellung im Bank Austria Kunstforum
(c) Vernissage 355, Foto: Portrait Rebecca Horn (c) Gunter Lepkowski