Albert Oehlen (* 1954, Krefeld) gehört zu den wichtigsten deutschen Malern seiner Generation. Zentrale Bedeutung erlangt sein 30 Jahre umspannendes OEuvre nicht zuletzt dadurch, dass es – in diesem Punkt ähnlich wie das Werk Gerhard Richters – seine grundlegende Skepsis gegenüber dem Medium Malerei innerhalb des Mediums selbst artikuliert, anstatt sich von der Malerei abzuwenden.
In der Ausstellung im Kunstmuseum Bonn zeigt Albert Oehlen rund 45 Arbeiten aus allen Phasen seines Werkes, von den frühen 80er Jahren über die Computerbilder und die grauen Bilder der 90er Jahre bis zu den aktuellen, abstrakt-expressiven Arbeiten des Künstlers sowie einer Gruppe ganz aktueller, im Hinblick auf die Bonner Schau entstandener Werke. Ausdrücklich ist diese Schau nicht als Retrospektive angelegt, sondern als ein offenes Feld, in dem die verschiedenen Bezüge und grundlegende Fragestellungen des Gesamtwerks anhand der ausgewählten Arbeiten spannungsvoll aktiviert werden sollen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Untersuchung zweier miteinander verknüpfter Themenkomplexe. Zum einen macht die pointierte Werkauswahl Albert Oehlens spezifischen Umgang mit malerischer Abstraktion deutlich, der sich nicht zuletzt in seinem vielfach zitierten Begriff der „postungegenständlichen“ Malerei widerspiegelt. Dabei werden frühe Arbeiten mit Werken aus den 90er Jahren und aktuellen Bildern in eine dialogische Korrespondenz gebracht, die deutlich macht, dass das gesamte Werk einer Dialektik folgt, welche die konventionelle Unterscheidung zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit aufhebt zugunsten der Entscheidung, jedes Bildthema so formalisiert zu behandeln, dass es zum puren Artefakt wird, zur Verwandlung von Wirklichkeit in eine reine autonome Malbehauptung.
Zum anderen reflektiert die Schau das Verhältnis zwischen Linie und Fläche in dem weitgespannten Werk und damit das Verhältnis zwischen Zeichnung und Malerei, das bislang in der kunsthistorischen Beschäftigung mit Albert Oehlens OEuvre noch keine zusammenfassende Würdigung erfahren hat.
Mit der Präsentation Albert Oehlens im Kunstmuseum Bonn setzt das Haus seine Reihe zu zentralen Malereipositionen fort, die unter anderem Brice Marden, Blinky Palermo, Helmut Federle, Willem de Kooning, Philip Guston, Robert Ryman und Raoul de Keyser umfasst. Zugleich reflektiert die Schau die programmatische Sammlungsidentität des Kunstmuseum Bonn als Museum für deutsche Malerei nach 1945 und nimmt in diesem Zusammenhang auch Bezug auf ein seit 2009 in die Sammlung integriertes größeres Konvolut von Arbeiten Albert Oehlens aus den Jahren 1983 – 2006.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag HatjeCantz, der Essays von Christoph Schreier und Stephan Berg sowie ein Interview zwischen Albert Oehlen und John Corbett enthält.
Eröffnung: Mittwoch, 29. Februar 2012, 20 Uhr
(c) Kunstmuseum Bonn
Museumsmeile
Friedrich-Ebert-Allee 2
53113 Bonn