Erfolgreicher Auftakt –
Beststimmung bei Galeristen und Besuchern
der neunten art KARLSRUHE
„Ich bin einfach begeistert“, so lautet die Bilanz von Carsta Zellermayer am Tag zwei der art KARLSRUHE. „Die Eröffnung war gigantisch, und der erste Verkauf gleich ein Schwergewicht.“ Ein Großformat von Bernard Schultze konnte die Berliner Galeristin bereits zur Preview für 180 000 Euro veräußern. Auch neben Werken von Hubert Berke und der (einzigen) Meisterschülerin Paul Klees, Petra Petitpierre, klebten binnen kürzester Zeit rote Punkte. Petitpierre-Malerei wurde in eine hochkarätige Sammlung verkauft und wird zukünftig neben ihrem Lehrer hängen. „Da würde sich die Künstlerin sicherlich freuen“, weiß die glückliche Galeristin.
Der erste Messetag war für viele Galeristen ebenso erfolgreich wie Preview und Eröffnungsabend. „Vom Nachmittag an bis in den Abend war es wieder unglaublich gut besucht, so viele Leute“, schwärmt Zellermayer. Und Christian Scheffel, Bad Homburg, ergänzt: „Hier ist der erste Tag kein Durchhänger wie auf anderen Messen“. Der Galerist, der viele raumgreifende Skulpturen mit nach Karlsruhe gebracht hat, darunter eine Stahlplastik von Bernar Venet für 194 000 Euro und den „Roller Coaster“ von Stefan Rohrer, freut sich über regen Zuspruch für sein anspruchsvolles dreidimensionales Programm. Die zum Roller Coaster mehrfach ineinander gewundenen Motorräder (für 28 000 Euro) entpuppen sich als echter Hingucker.
Gute Laune auch bei Dorothee und Edwin Vömel: „Wir sind rundum zufrieden“. Und das machen die Düsseldorfer Galeristen, die der Messe von Beginn an die Treue halten, nicht nur an Verkäufen fest. Zwar konnten sie bereits Werke von Renée Sintenis, Werner Gilles und Reiner Wagner veräußern, aber wichtig ist ihnen auch das Gespräch mit Sammlern und Kunstinteressierten. „Wir machen hier jedes Jahr neue Kontakte. Das ist besonders erfreulich, und die Gespräche sind alles andere als oberflächlich“.
Dem schließt sich auch Erhard Witzel gerne an. „Das Publikum ist einfach klasse“. Fünf Arbeiten des chinesischen Künstlers Liu Guangyun konnte der Wiesbadener in eine Sammlung nach Mallorca verkaufen, und auch von Regine Schumann und Werner Berges hatte er bis zum Abend bereits mehrere Arbeiten veräußert. Und Georg Nothelfer, Berlin, freute sich besonders über den Erfolg mit einer größeren Arbeit von Christo. Am Label von „Wrapped Reichstag“ prangt ein roter Punkt, und der Galerist und Kenner schweigt
sich lächelnd über den Verkaufspreis aus. „War ordentlich“, so lautet sein Understatement-verdächtiger Kommentar.
Heiße Diskussion auf dem ARTIMA art meeting
Seit Jahren ermöglicht die Mannheimer Versicherung eine Veranstaltungsreihe, die sich der Gegenwartskunst und dem Kunstbetrieb widmet. Unter dem Motto „Künstlerbild heute“ diskutierten unter der Moderation des renommierten Kunstjournalisten Hans-Joachim Müller der Kunst- und Medientheoretiker Bazon Brock, der Professor für Kunsttheorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, Wolfgang Ullrich, sowie Leni Hoffmann, Künstlerin und Professorin an der Freiburger Außenstelle der Karlsruher Kunstakademie. Ihr Thema war der Geniebegriff. Harmonisch ging es dabei erwartungsgemäß nicht zu. Während Bazon Brock das Genie gegen den auf den Kunstmarkt schielenden Künstler verteidigte, konnte Leni Hoffmann dem Begriff nicht viel abgewinnen. Statt gottgegebenem Genie setzt sie auf den anarchischen Impuls des Künstlers sowie auf Teilnehmerschaft und Dialog. „Der Betrachter ist immer miteinbezogen.“ Das wollte Brock nicht gelten lassen. In die Bresche warf sich Wolfgang Ullrich, der den Geniebegriff von heute erweitert sehen möchte. Damit war Brock wiederum einverstanden und erklärte zur Erläuterung seiner These auch den fähigen Arzt zum Genie. „Und Sie selbst“, rief der Aktionskünstler FLATZ vom Zuschauerraum aus in die Runde, „sind Sie denn ein Genie?“ „Natürlich“, konstatierte Brock: „Das glaube ich nicht nur. Das habe ich mehrfach bewiesen“. Leni Hoffmann nahm‘s lächelnd und gelassen hin.
Hans Platschek-Preis an Rolf Bier
Ein weiteres Highlight war am Donnerstag die Verleihung des Hans Platschek-Preises, der im Gedenken an den im Jahr 2000 verstorbenen Maler und Schriftsteller bereits zum fünften Mal vergeben wurde. Juror Ulrich Krempel, Direktor des Sprengel Museums in Hannover, hatte den an der Stuttgarter Akademie lehrenden Artisten Rolf Bier ausgewählt. In seiner Laudatio lobte Krempel den Künstler als originellen Denker, als Poeten und Lyriker. Jedes Material sei ihm willkommen, alles was ihn umgebe, könne in seine Arbeit einfließen. Wie Hans Platschek sei auch Bier ein Langstreckenläufer, der es nie auf den schnellen Erfolg abgesehen habe. Rolf Bier seinerseits freute sich über den Preis, weil er wie alle Kunstpreise „Künstler sichtbar mache, die sich am Markt nicht schnell durchsetzen können. Ich zum Beispiel war viele Jahre auf Messen nicht präsent“. Tatsächlich ist mit dem Hans Platschek-Preis nicht nur ein Preisgeld von 5 000 Euro verbunden, sondern auch eine Ausstellung auf der art KARLSRUHE.
Die Verleihung des art-KARLSRUHE-Preises findet am heutigen Freitag um 17.00 Uhr statt.
Die art KARLSRUHE hat ihre Tore noch bis zum 11. März geöffnet.
Presseinformation, 9. März 2012