Zufriedene Galeristen am ersten Messetag der zehnten art KARLSRUHE
Bester Dinge starteten viele der Galeristen nach erfolgreicher Preview und ausgezeichneten Verkaufsergebnissen am Vernissage-Abend in den gestrigen ersten Messetag. „Wir haben selten so viel am Tag der Eröffnung verkauft wie hier in Karlsruhe“, berichtet Knut Osper. Der Kölner Kunsthändler rühmt die positive Entwicklung der art KARLSRUHE – hier beobachte man die kontinuierliche Zunahme eines interessierten und kaufkräftigen Publikums. Nach Frankfurt veräußerte Osper beispielsweise Ernst Wilhelm Nays Gemälde „Syrten“ für 195.000 Euro, nach Königstein im Taunus ging ein Werk von Georg Baselitz im Wert von 140.000 Euro, und ein Heidelberger Sammler darf A.R. Pencks „o.T. (Das blaue Huhn)“ sein Eigen nennen (74.000 Euro). Erhöhtes Augenmerk auch in Karlsruhe auf die Bilder von Gerhard Richter, den derzeit wohl teuersten lebenden Maler. Respektable 1,2 Millionen Euro kostet bei Osper zum Beispiel das „Abstrakte Bild (481-3)“ von 1981, und der Galerist hat weitere Werke des Künstlerstars im Portfolio (Preise zwischen 155.000 Euro und 850.000 Euro). Auch hier erwartet er Verkaufsabschlüsse. Diese kämen aber erfahrungsgemäß oft erst im Nachmessegeschäft zustande, lässt der Galerist wissen.
Abstrakte Positionen aus den Nachkriegsjahren bilden in diesem Jahr einen der Schwerpunkte an den Ständen der renommierten Galerien. Emil Schumacher bei Boisserée, Fred Thieler bei Maulberger oder Bernard Schultze bei Zellermayer, die großen Namen des Informel sind verstärkt in Halle 3 zu entdecken. Einen Grenzgänger zwischen Informel und Neuer Figuration konnte die Galerie Georg Nothelfer veräußern: „Wosse II“ von Walter Stöhrer wechselte für 50.000 Euro seinen Besitzer. Doch das ist nur eine von mehreren Erfolgsmeldungen, die am Stand des Berliner Galeristen zu hören waren. Eine von Robert Schads schwungvollen Skulpturen aus massivem Vierkantstahl (75.000 Euro) hätte fast einen neuen Eigentümer bekommen. In letzter Minute entschied sich der Sammler jedoch sogar dafür, eine ähnliche Arbeit in noch größerer Dimension beim Künstler in Auftrag zu geben. Der Preis für diese neue Skulptur dürfte im sechsstelligen Bereich liegen. Überrascht reagieren etliche Besucher, wenn sie den Skulpturenplatz von DIE GALERIE aus Frankfurt betreten. Das insgesamt nur circa 35 Bronzen umfassende skulpturale Werk des Surrealisten André Masson ist vielen unbekannt. Massons „Ekstase“ wurde für circa 150.000 Euro bereits abgegeben. Doch nicht nur im hochpreisigen Segment konnten die Aussteller einen erstklassigen Messestart verbuchen. Auch in Halle 1, Drehscheibe der Editionskunst, registrierte man viele zufriedene Gesichter. Siegfried Sander von der Multiple Box konnte sowohl Editionen von Joseph Beuys und Gerhard Richter verkaufen als auch eine Arbeit von Gert Wiedmaier. „Ihn hatten wir schon letztes Jahr in einer One-Artist-Show präsentiert“, berichtet Sander, der nun erfreut feststellen darf, dass sich die positive Resonanz auf den Stuttgarter Künstler auch in diesem Jahr fortsetzt.
Ein Messerückblick beim ARTIMA art meeting
Seit 2008 ermöglicht die Mannheimer Versicherung das ARTIMA art meeting, eine zweitägige Diskussionsveranstaltung zu zentralen Aspekten des Kunstbetriebs (das Engagement wurde soeben bis 2015 verlängert). „Zehn Jahre artKARLSRUHE – die Messe im Rückblick“ hieß der erste Teil der Podiumsrunde am gestrigen Donnerstag. Moderiert vom bekannten Kunstjournalisten Hans-Joachim Müller, mit kritischen Fragen begleitet von seinem Kollegen Carl Friedrich Schröer, rekapitulierten Geschäftsführerin Britta Wirtz, Ewald Karl Schrade, Kurator und Gründungsvater der Messe, und die Galeristin Dorothea van der Koelen die Entwicklung der art KARLSRUHE. Schrade bezeichnete die ideale geografische Lage zwischen Köln und Basel, die Verankerung inmitten von kaufkräftigen Sammlern in Baden-Württemberg als ausschlaggebenden Impuls für das Wagnis, vor einem Jahrzehnt eine Karlsruher Kunstmesse zu etablieren. Dass sich dieser Mut ausgezahlt hat, führte Dorothea van der Koelen anschaulich vor Augen, indem sie aus persönlicher Sicht den Weg des stetigen Wachsens der Messe schilderte. Verhielt sich das Messepublikum anfangs mitunter noch wie bei einem Museumsbesuch, eher betrachtend als investierend, reisen heute viele kompetente Sammler an, die auch in Basel und Köln anzutreffen seien, beschrieb sie die zehnjährige Entwicklung zu einem attraktiven Handelsplatz. Ein weiterer Baustein im Erfolgsrezept der Messe sei die einzigartige Willkommenskultur, die neben der unvergleichlichen Hallenarchitektur und der tadellosen Infrastruktur das Gesicht der art KARLSRUHE prägten, ergänzte Wirtz. Entscheidend sei das unermüdliche Engagement des gesamten Messeteams, darüber waren sich alle einig. So wurde dem Bild der „Erfolgswelle“, die irgendwann einmal brechen muss, wie Schröer es gezeichnet hatte, der Wind aus den Segeln genommen.
Hans Platschek-Preis an GIOM / Guillaume Bruère
Einen weiteren Höhepunkt im Begleitprogramm markierte am Donnerstag die Verleihung des Hans Platschek-Preises, der im Gedenken an den im Jahr 2000 verstorbenen Maler und Schriftsteller vergeben wird. Bereits zum sechsten Mal freute sich ein Ausnahmekünstler, dessen Werk ebenso vielseitig wie das des schreibenden Malers Platschek ist, über das Preisgeld von 5.000 Euro und die damit verbundene Ausstellung auf der art KARLSRUHE. Als „einen Franzosen
in Berlin“ charakterisierte Stiftungsvorstand Kurt Groenewold den aktuellen Preisträger, GIOM / Guillaume Bruère. Da der diesjährige Solo-Juror Robert Fleck nicht persönlich erscheinen konnte, verlas Sebastian Giesen, neues Vorstandsmitglied der Hans Platschek-Stiftung, die Laudatio auf den „Extremzeichner“. Fleck rühmte darin die Unabhängigkeit, die hochgradige Expressivität und die individuelle Zeichensprache des Malers, Zeichners und Essayisten. Dieser selbst betonte das Ankommen in einem Land, dessen Sprache er nicht beherrschte, als maßgeblichen Aspekt für die Ausbildung der überbordenden visuellen Sprache, die sein Werk prägt. „Die Fliege schreibt“, zitierte GIOM / Guillaume Bruère aus Marguerite Duras‘ Buch „Ecrire“ – eine suggestive Metapher für seine eigene Kunst – ein Schreiben nicht mit Worten, sondern mit Linien.
Am heutigen Freitag findet um 17 Uhr im Foyer Ost die Verleihung des art KARLSRUHE-Preises statt. Die Messe hat ihre Tore noch bis zum 10. März geöffnet.
Pressebericht art Karlsruhe