Paradies 2_3 Gruppenausstellung Wien, 25.03. – 30.04.2014

 

PARADIESE 2_3 Gruppenausstellung
Das einzige Paradies ist das verlorene Paradies. Marcel Proust

Paradies als Ort ohne Wiederkehr? Sieben künstlerische Positionen!

Rosemarie BOLZER
Vjekoslav BORIĆ
Roland HILLE
Hana MAGELIS
Ilona PETÖNE SZENTES
Anna WAGNER
Mario WOHLFAHRT

Vernissage Dienstag, 25. März 2014, 19 Uhr
Ausstellung bis Ende April tägl. 10-2 Uhr im Cafe Club International C.I. Payergasse 14, 1160 Wien

Am 25. März wird im Club International die zweite von drei Gruppenausstellungen zum Jahresthema PARADIESE eröffnet. Die beteiligen Künstlerinnen und Künstler untersuchen anhand von Malerei, Zeichnung, digitalen Arbeiten und Fotografie auch das Paradoxe des Paradies-Begriffs. 

„Wir sind alle ein Leben lang auf der Suche nach einem Sehnsuchts-Ort: dem Paradies.
Die Bibel lehrt uns, dass wir verstoßen wurden, und seither wollen wir zurück“
– sagte der Filmemacher Ulrich Seidl in einem Interview. Die zentrale Rolle des Paradieses, des
„Garten Eden“ in den Weltreligionen und in anderen Kulturen steht immer wieder auch im Fokus der bildenden Kunst – mit genügend Freiraum, in Phantasiewelten zu driften,
aber auch zu hinterfragen, ob nicht alles reine Utopie ist…

Rosemarie BOLZER sieht ihr verlorenes Paradies im Garten ihrer Kindheit. Die Vorstellung seiner einstigen Schönheit existiert nur mehr in ihrer Erinnerung, die sie in abstrakten Bildern festgehalten hat. Ein weiteres Motiv sind Wassertropfen, die auf einem Glas ihre Spur ziehen und ebenfalls flüchtige Momente symbolisieren.

Vjekoslav BORIĆ versucht in der gegenständlichen Ölbilder-Serie „Unser alltägliches Paradies“ eine Erklärung für das Paradoxon zu finden, dass die Menschen zwar aus dem Paradies vertrieben wurden, aber ein menschenleeres Paradies wohl keines ist. Da wir nicht wissen, ob unsere Seelen nach dem Tod dorthin zurückkehren, bleiben nur die kurzen alltäglichen Augenblicke Im Hier und Jetzt – bestimmt von Sehnsucht.

Roland HILLE setzt mit der Serie „Purgatorien“, digitalen Bildkompositionen an der Grenzfläche zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, dort an, wo das Paradies (noch) nicht beginnt – im Zwischenreich der Läuterungen und Prüfungen. Die Absenz von Glückseligkeit als Voraussetzung für die Idee des Paradieses scheint ohne „Anti-Paradies“ nicht möglich zu sein. Die unbestimmbaren Orte der Finsternis werden von Hille als verstellter, verbarrikadierter Blick auf den Himmel gezeigt – die Weite des Hintergrundes, Farben, Licht und Schatten verweisen auf unterschiedliche Wünsche, Befürchtungen und Begierden.

Hana MAGELIS befasst sich mit einem Paradies der Vollkommenheit, die durch Aufhebung von Dualität und durch Zeitlosigkeit erreicht wird. In einem System der Gegensätze lässt sich dies nur annähernd darstellen. Die drei Bilder sind farblich und rhythmisch so gestaltet, dass sie durch Umdrehung jederzeit vom Moment der Aufruhr in die Stille kippen, die stillen Wasser in Bewegung geraten, der volle Raum leer wird und umgekehrt. Dieser farblich eingefangene Wandel von Rückkehr, Aufbruch, Fortschritt und Stillstand kann als Sinnbild all unserer Lebensbereiche gedeutet werden.

Ilona PETÖNE SZENTES wählte für eine ihrer beiden Zeichnungen den Urkontinent Gondwana als ihren idealen Ort des Paradieses. Die Schlange der Zeit (mit der Erdkugel im Maul, die gleichzeitig die Iris eines Auges bildet, das die Sehnsucht symbolisiert), verschlingt ihn. Somit stirbt auch die Hoffnung auf eine Wiederkehr ins Paradies. In der anderen Zeichnung riecht ein Gorilla an Blumen, ein junger Mann zündet seine Zigarette an. Die Gegensätze natürlich-künstlich, robust-fein, Natur-Kultur, unwissend -wissend, sollen zum Denken anregen, ob wir in den paradiesischen Zustand zurückfallen wollen, oder ob wir uns nur ein Schlaraffenland wünschen mit Beibehaltung aller unserer Sünden und unserem Wissen.

Anna WAGNER beschäftigt sich in der Poster-Serie „Unsere Daten – euer Paradies“ mit dem Ausspionieren personenbezogener Daten und dem unkontrollierbaren Geschäft mit ihnen. Im digital organisierten 21. Jahrhundert mit  all seinen Möglichkeiten erhalten Begriffe wie Freiheit, Selbstbestimmung oder auch Redefreiheit eine neue Dimension. Die unendlich große Datenmenge, die heute zur Verfügung steht, stellt ein Paradies für viele dar, sich daran zu bedienen. Fragen nach dem Recht des Einzelnen auf Privatheit und auf Verfügbarkeit bzw. Veröffentlichung seiner Daten müssen gestellt werden. Die Poster sollen dazu anregen, diese notwendigen Fragen auch zu stellen. Jedes der Poster enthält einen QR Code, der zur Seite create-your-own.at führt.

Mario WOHLFAHRT hat in seinem Werk „Paradise“ einen bunten Mikrokosmos von Wäldern, Schmetterlingen und Vögeln, Insekten, kaum sichtbaren Reptilien, versteckten und auffälligen Amphibien geschaffen. Das Paradies ist für ihn ein Ort zum Wohlfühlen ohne Angst oder Panik. Es lebt und gedeiht nur im Kopf und es ist kein Reiseziel, obwohl durch Reisen oftmals das Paradies auf Erden gesucht wird.

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