Diethard Sohn: „Quittenportraits“
Seine Vielfalt im Fokus

In der Galerie Altes Rathaus Musberg präsentiert Diethard Sohn eine eindrucksvolle Einzelausstellung unter dem Titel: „Quittenportraits“.

Mit dem Satz: „Die Natur, jeder Mensch, jede Gesellschaft befindet sich in einem Prozess der andauernden Veränderung und des Übergangs“ hat sich die Kunsthistorikerin M.A. Birgit Wiesenhütter perfekt als Kuratorin für diese Ausstellung prädestiniert – spiegelt diese Exposition des Künstlers Diethard Sohn den Wandel in allen Facetten der quittenhaften Existenz wider – von der Blüte über Reife bis hin zur Vergängnis.
Die ideale Lesart der Bilder, die den Übergang jedes Lebenszyklus sichtbar machen und die Vielschichtigkeit der Quitte in ihren Prozessen festhalten. So wird diese Ausstellung zu einer ironisch-poetischen Erkundung von Entstehung, Veränderung und Vergänglichkeit. Ein unbestechliches Realismus-Manifest, das sich durch akribische Detailgenauigkeit auszeichnet.

Diethard Sohn greift hier auf die traditionsreiche Technik der Ei-Tempera zurück, einem Medium, das dem Bild eine samtige, lebendige Textur verleiht und feine Nuancen im Wandel der Natur sichtbar machen kann.
„Ich bemühe mich, die verschiedenen Beschaffenheiten – von glatter Schale über Schimmel bis hin zu Blattadern und Kapillargeflechten – realitätsnah, fast fotorealistisch darzustellen“, so der Künstler selbst über seine Quittenmannigfaltigkeit. Diese Genauigkeit besticht durch Präzision und Perfektion – eine Disziplin, die high-definition ausstrahlt und dadurch beinahe eine Spur unrealistisch wirkt; man glaubt es kaum.

 

Ein weiteres Beispiel für seine meisterhafte Hand ist das Portrait „Nathalie“, dessen Detailgenauigkeit in der Darstellung der Hände an die Tradition Alter Meister erinnert.
Sohn zeigt sich künstlerisch als Akribiker und als Mensch doch eher mit warmem Gemüt, menschlich-weichen Zügen, feinsinnigem Charakter und großem Interesse am Weltgeschehen. In der Schaffensphase bleibt jedoch stets die Aura des entstehenden Bildes vorrangig; die Hand, der Blick, das Werk ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich.

 

Zwischen zwei Welten –
Realismus und Comic-Kubismus:
Neben seinen naturalistischen Portraits ist Sohn auch für seinen eigenständigen Comic-Kubismus bekannt, den er unter dem Namen ditArdo betreibt. Zwei künstlerische Welten, die auf den ersten Blick unvereinbar scheinen, doch beide sind getragen von höchster Akkuratesse und einer unverkennbaren Handschrift.

Ein akademischer Künstler, doch mehr als das: Er vereint das Wissen der Alten Meister in seinen Vorbildern – van Eyck, Frans Hals, Albrecht Dürer und Caravaggio – und hat zugleich seinen eigenen Stil gefunden, den er um den Comic-Kubismus ergänzt. So entstehen seine Arbeiten in einer Spannung zwischen historischem Verständnis und zeitgenössischer Formsprache.
Seine fundierte Ausbildung an der Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien in Stuttgart bildet den Grundstein, doch seine Kunst erhält den Anspruch, durch Können und Leistung.

Diethard Sohn ist nicht nur Maler, er ist auch Vermittler. Mit großem Engagement arbeitet er auch heute noch mit Kindern und Jugendlichen, führt Schulklassen durch seine Ausstellungen und macht Kunst für junge Menschen erlebbar.
13 Jahre Erfahrung als Gastdozent an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, zwischenzeitlich dozierend auch an der Merz Akademie Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien in Stuttgart gaben Sohn wichtige Impulse für seinen pädagogischen Ansatz.
2024 realisierte er dann an der Ludwig-Uhland-Schule in Leinfelden gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern ein beeindruckendes Wandbild im Comic-Kubismus – stolze 3 x 6 Meter groß!
Er vermittelt den Heranwachsenden, was Auseinandersetzung, Hinsehen und Tiefe bedeuten kann – ein Gegenpol zur Oberflächlichkeit. Durch seine Lehrtätigkeit fördert er Kunstverständnis, regt Detailsinn und Auseinandersetzung an – Eigenschaften, die Charakter, Sinneswachen und Feinfühligkeit schärfen.

Die Laudatio auf das künstlerische Schaffen Sohns erfordert keine Preis- oder Nominierungslisten; vielmehr lässt sich sagen: Diethard Sohn vereint altmeisterliche Tradition mit der Strahlkraft des Modernen. Seine Werke – ob realistische Portraits oder kubistischer Comic-Kubismus – eröffnen dem Betrachter neue Blickachsen, in denen Ordnung und Überraschung einhergehen.

Es bleibt zu wünschen, dass ein Künstler wie Diethard Sohn die Anerkennung erfährt, die ihm gebührt – nicht erst im Rückblick, sondern schon in seiner aktiven Schaffensphase.

Ausstellungsdauer und Öffnungszeiten:
Die Ausstellung „Quittenportraits“ ist vom 13. September bis 26. Oktober 2025 in der Galerie Altes Rathaus Musberg in Leinfelden-Echterdingen zu sehen.
Geöffnet ist jeweils samstags von 16 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 13 Uhr.
Die Vernissage findet am Samstag den 13. September um 17 Uhr statt. Zur Finissage findet man sich am Sonntag den 26. Oktober um 11 Uhr ein.

Die Besucher dürfen sich auf eine Ausstellung freuen, die sowohl inhaltlich als auch handwerklich Maßstäbe setzt – und auf einen Künstler, dessen Schaffen in seiner Vielfalt wahrlich besonders ist.

Text:   © Cornelia Kerber, Karlsruhe (09-2025)
Fotos: © Diethard Sohn, Collage: Cornelia Kerber

Diethard Sohn – Portraits und mehr
Comic-Kubismus – die Seite ditArdo

Dieser Artikel steht für journalistische Zwecke zusätzlich
als PDF-Dokument zur Verfügung

👉 Diethard Sohn_Text: Cornelia Kerber