PRESSEINFORMATION
Die Ausstellung konzentriert sich auf die Hauptvertreter des Wiener
Aktionismus Günter Brus, Hermann Nitsch, Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler. Gezeigt werden neben bedeutenden Vintage-Prints auch umfangreiche Dokumentationsmaterialien.
Eine Gegenüberstellung von schriftlichen Dokumenten und Skizzen mit den im Lauf der Aktionen entstandenen Photographien ermöglicht einen
unmittelbaren Einblick in das von den Aktionisten entwickelte und in der Weiterentwicklung der Aktionssprache radikal eingesetzte Körpervokabular.
„Der bewusst gestaltende und nicht nur dokumentarische Umgang der Wiener Aktionisten mit den reproduzierenden Medien umfasst den Versuch einer sich von der Dramatik der Aktion emanzipatorisch absetzenden und objektivierenden Dokumentation.
Gleichzeitig setzten die Künstler aber auch sehr bewusst das ästhetisierende Element der Inszenierung und damit der Stilisierung ein. Insofern ist die Photographie des Wiener Aktionismus sowohl distanzierter Kontrollmechanismus als auch ein eigenständiges Kunstwerk.
Vor allem die stillebenartigen, beinahe gefrorenen Bildfindungen aus den Jahren zwischen 1964 bis 1967 besitzen eine ausgeprägt inszenierte körper- und materialsprachliche Ästhetik.“ (Hubert Klocker, 2009)
In der vergleichenden Gegenüberstellung ist das umfangreiche Material dazu geeignet, den jeweils subjektiven Stil jener Photographen, mit denen die Künstler zusammenarbeitet hatten, herauszuarbeiten.
Der Wichtigste in der Vielzahl der bei Aktionen teilnehmenden Photographen war zweifellos der Pressefotograph Ludwig Hoffenreich, der in enger
Zusammenarbeit und nach den Wünschen der Künstler, mit seinem distanzierten und ruhigen Stil die Rezeption des Wiener Aktionismus im Bereich der Photographie stark geprägt hat.
Es ist jedoch aufschlussreich nachvollziehen zu können, wie sich trotz der vorhandenen kompositorischen Anweisungen der Künstler die Aktionsphotographien von
Hoffenreich, Klein, Epp, Cibulka oder auch dem Magnumphotographen Franz Hubmann unterscheiden.
Aus diesem methodischen Ansatz heraus begründet die „inszenierte Photographie“ des Wiener Aktionismus ihren prägenden internationalen Einfluss auf eine Vielzahl später entstandener Werkpositionen im Umfeld von Körperkunst und anderen performativen Werkpositionen wie beispielsweise jenen Cindy Shermans, Jürgen Klaukes, Anna und Bernhard Blumes oder Paul McCarthys bis zu den neuen Positionen in der österreichischen Kunst von Franz West, Erwin Wurm, Elke Kristufek oder Gelitin.
(Auszüge aus dem Pressetext anlässlich der Ausstellung „ Der chirurgische Blick. Inszenierte Fotografie – Wiener Aktionismus Sammlung Konzett“, 20.1. bis 22.3.2009, WestLicht, Schauplatz für Fotografie)
Quelle: Galerie Konzett | Spiegelgasse 21 | A-1010 Wien