Mein einschlafender Kollege

Es wird spät….die Augen beginnen in wahllosem Zucken ein immer rascher werdendes Blinzeln,

die Höhlen sich immer tiefer den Konturen des Gesichtes anpassend, verfärbt sich der Augenrand mit zunehmender Schnelle in die dunklen Tiefen der Müdigkeit.

Achtsam und bedächtig werden mit gelbem Stift immer wieder gleiche Stellen markiert, in Zeitlupe blätternd den Ordner welcher seit Stunden vor ihm liegt –

beginnt er nun zur Ablenkung fördernd ein Schluck Wasser zu sich nehmend. Erfrischung? Labsal?

Ein Trugschluss…

Wieder blätternd im Ordner, den gelben Stift haltend die gleichen Seiten immerwährend anzusehen.

Es beginnt zu brennen, sich letzter Kraft beraubend hebt er eine Hand um sie zu reiben – die müden Sehenden.

Zweifelsohne, ein schweres Schicksal.

Als ob seine Hände der schweren Arbeit anheimelnd schmerzen, greift er immerzu an seine Handgelenke um diese mit massierenden Bewegungen zu entlasten.

Ich kann das Lächeln nicht verbergen.

Während sich morgens die Grafik seines Bildschirms für Stunden in Starre zeigt, ist es mittags der Ordner der seine ganze Aufmerksamkeit beansprucht.

Ich sehe es……..der gelbe Stift, die gleiche Seite…….blätternd immerzu…..

Nun bin ich müde…….ich.

© Cornelia Kerber, Eindrücke in den Morgenstunden des 22.02.2011