Schwammerln, oder: Eine Deutsche in Österreich

21. Mai 2015

Lieber Gue,

„Schwammerln“ ist ein so liebes Wort – und doch müssten es wohl einige Deutsche zuerst googlen um zu wissen was sie im Wald suchen sollen.

Und so erging es mir 🙂

Siedelt (zieht) man als Deutsche/r nach Österreich, so wird man mit solch sprachlichen Hindernissen geradezu überschwemmt. 

Noch heute finde ich keine Speisestärke in den Läden weil ich noch keinen fand der dolmetschen konnte – und so lange wird es eben keinen luftig-lockeren Rührkuchen geben.

Mein Freund gewöhnte sich daran, dass ich Blumenkohl anstatt (hab das Wort vergessen) koche, oder es Bohnen anstatt Fisolen gibt, ich Hackfleisch kaufe und er dann eigenartigerweise Faschiertes isst – und wenn ich auf einem Werbeschild lese dass man Gebäck anstatt Brötchen zu einer heißen Wurst anbietet frage ich mich noch immer, was ein Keks dort zu suchen hat. 

Und so wundert sich mein Umfeld, dass der Einkauf bei mir stets einen Schweißausbruch hervorruft und stundenlange harte Arbeit bedeutet – die ich dann auch noch kochen muss ! Seither haben wir (ich) vereinbart – dass jener der kocht den Abwasch nicht machen muss 😉 (Immerhin will Fleiß belohnt werden).

Es ist so liebevoll wenn sich etwas ausgeht, ich lächle – und doch zucke ich noch immer leicht zusammen und finde nach wie vor keine Eselsbrücke die mir diesen Ausdruck näherbringen könnte. 

Meine österreichischen Enkel hingegen haben sich längst daran gewöhnt, dass sie nicht rennen müssen wenn ich sie bitte ein Stück des Weges mit mit zu laufen 🙂 – oder ihnen ein Unterhemd bringe wenn sie ihr Leibchen wechseln wollen.

Und so suchte ich vergebens nach Schwammerln im Wald. Die drei Enkelbuben lieben es, Schwammerln im Wald zu suchen welche dann genüsslich gekocht und nicht gegessen werden.
Völlig verzweifelt war ich, dass ich keine schwammartigen Getiere oder Pflanzen fand welche sich doch bitte in Gelb mit Luftlöchern hätten dort offenbaren sollen.

Das Gelächter meiner Sulmtaler Familie war ähnlich groß wie an Nikolaus, als ich unserem hiesigen jüngsten Enkel Florian voller Stolz einen Krampus brachte weil ich dachte, dass sei ein neumodischer Monster-Nikolaus ( und der zweieinhalbjährige Flo liebt Monster 🙂 )

Gue – ich gab die Schwammerlsuche auf und widme mich stattdessen meinem kleinen Pilz-Ratgeber welcher mir sagt, dass ich lieber die Finger von der Pilzjagd lasse und weiterhin mit einem Lächeln dem österreichischen Vorurteil entgegensehe, dass Deutsche nicht kochen können; denn nun kenne ich den Ursprung dessen: Es gibt einfach nichts in den Geschäften zu kaufen, was als Zutat zu gebrauchen wäre 😉

Viele liebe Grüße nach Sri Lanka und auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen

Cornelia

(geschrieben auf Bitte von Günther Herman (Gue), (Sri Lanka und Graz), ein Bekannter, der ein Schwammerl-Buch herausgeben wollte und ich dafür eine Anekdote schreiben sollte.)