FROHNLEITEN: Zeitgenössische Kunst im Narrenkastl

Vor zehn Jahren gründete Ulli Gollesch das Narrenkastl in Frohnleiten, um zeitgenössischer Kunst Stimme und Raum zu geben. Das Ausstellungsfenster am Hauptplatz drängt sich nicht auf und lud auch im Lockdown ein, sich rund um die Uhr auf Kunst einzulassen

Den Start macht sinnliche Kunst. Mit dem Ausstellungsprogramm 2022 legt Gollesch die Latte hoch. Den Start im Jänner macht Anna-Maria Tauser-Fürpass. Die Masseurin, Malerin und Musikerin stellte 2005 im Cellarium von Stift Rein aus. 2006 wurde sie von Edith Temmel und Margret Roth zur Malerklausur eingeladen und wurde Teilnehmerin der StyrianArtFoundation. Tauser-Fürpass behandelt Themen wie Liebe, Trauer, Schmerz und Weiblichkeit. „Manchmal, wenn ich inmitten von Bäumen, Blumen und Pflanzen stehe, den blauen Himmel mit den Augen aufsauge, die frische Luft bewusst einatme und den Gesang des Windes vernehme, dann durchdringt mich ein inniges Gefühl der Lebensfreude“, so die Weizer Künstlerin.

Stumpfhosen zum Jahresausklang. Im Februar stellt der Fotograf Gerhard Krois im Narrenkastl aus, Arbeiten von Markus Kircher, Marina Pfeifer, Arnold Reinisch und Daniela Brasil folgen. Der Sommer präsentiert Werke der gehörlos geborenen Inderin Janhavi Khemka, die Kunst in einer anderen, sich sensiblen Wahrnehmung reflektiert und der Slowenin Fulvia Grabac, die durch ihre Druckgrafiken besticht.

Im September stellt Luis Evelio Rodriguez Moreno Papierskulpturen aus, im Oktober folgt Katharina Windisch. Im November macht das Künstlerduo Misz Sputnik Halt im Narrenkastl, das sich mit Alienation (Entfremdung) beschäftigt. Skurrile Performance prägen die Aktionen von Sigrid Langrehr und Hubert Sommerauer. Im Dezember, erst kürzlich mit dem Morgenstern-Preis ausgezeichnet, stellt die Künstlerin Lisa Reiter ihre Kunst mit Strümpfen im off space aus. Feinstrumpfhosen erinnern in ihrer Entscheidung und Haptik an etwas Menschliches und Körperliches Voller Gegensätze, dehnbar und strapazierfähig, aber auch fragil und zerreißbar.

Bezirksrevue.at, 01/22, E.E.
Foto: (c) Ulli Gollesch