Jonathan Meese, Akademie der Bildenden Künste Wien, 16.03.2012 – 27.05.2012

DIE „DIKTATUR DER KUNST“ IST IMMER TOTALSTGRAPHIK ALS VERSACHLICHTE FÜHRUNG, WIE GEIL. (Jonathan Meese)

Ausstellung: „Totalste Graphik

Der wohl zu den ambivalentesten deutschen Künstlern der Gegenwart zählende Jonathan Messe könnte als extravagant, schrill und auffällig tituliert werden.
41 Jahre jung und in der Kunstszene bereits bekannt und beliebt wie kaum ein zweiter seiner Generation.

Seine zum Teil radikalen Werke haben einen entschiedenen Aktionscharakter. Meese arbeitet mit Körpereinsatz und kombiniert sämtlich nur denkbaren Techniken der Kunst zu einer Einheit.

So mischt er Malerei, Zeichnungen und Plastik mit Collagen, verwendet Schriften und Materialsammlungen zu ausufernden Rauminstallationen und verwischt ethischen Grundsätze der Gesellschaft durch Einsatz von Allerlei.

Jede seiner Äußerungen – die zwischen Provokation, Blasphemie, Katharsis, Dämonenaustreibung und Systemkritik changieren gehört zu seinem Image und erscheint nur prätentiös.

Vielmehr steht Meese in der Tradition der Dadaisten, die das „Gestammel von Irren und Kindern“ und den Nonsens als einzigen Weg der Rückkehr zu elementaren Wahrheiten ansahen: „die Kunst ist ein Kinderspiel im wahrsten Wortsinn, erreichbar nur mit einem völligen Systemwechsel von der „Demokratie oder irgend einer anderen von Menschen gemachten Regierungsform“ zur „Diktatur der Kunst„, konstatiert er.

Meese arbeitete unter anderem mit den Malern Jörg Immendorff , Albert Oehlen , Tim Berresheim , Daniel Richter und dem Komponisten Karlheinz Essl zusammen.

„In Meeses Utopie von der Befreiung jeglicher Ideologie und der Machtübernahme durch die Kunst trifft ein ironisch-wortgewaltiger Kulturpessimismus auf das höchste Ziel der klassischen Avantgarden, nämlich Kunst und Leben zusammen. Vor allem in seinen Texten und Performances setzt Meese auf eine beispiellose Radikalisierung, benutzt das rhetorische Instrumentarium der Diktaturen des 20. Jahrhunderts – in erster Linie des Nationalsozialismus – für seine Zwecke und führt Vokabular und Gestik ad absurdum, wenn er das Ideal der „Totalkunst“ propagiert.“ meint die Akademie der bildenden Künste in Wien.

© Cornelia Kerber, März 2012