Otto Gross Ausstellung der Galerie remixx in Graz

„Gross in kleinen Dosen“, die Otto Gross Ausstellung in der Galerie remixx in  Graz glänzt nicht nur durch die Auswahl stilistischer Künstler,  sondern ebenda der Vielfalt von Illustration despektierlicher Tabus der freien Liebe.

Es finden sich Artefakte der 1920er Jahre wie Exponate der Otto Muehl Kommune präsentiert.

Zu einer Zeit in der sich die Darstellung der Sexualität auf entblößten Schultern ausruhte, schufen Künstler wie Otto Gross, Gertrud Ring oder Georges Grosz den Einblick in die Welt der Phantasie um den menschlichen Körper mit all seinen Reizen.

Werke von Terese Schulmeister, die mit bestechender Offenheit bei „Grüße aus Khajuhauro“ oder „Himalaya“, ein großformatiges Gemisch aus hemmungslosen und genussfreudiger Begehrlichkeit bebildert, nehmen Scheu und Scham und zeigen die Natürlichkeit der fleischlichen Begierde.

Eine Art modernes Kamasutra oder gesellschaftsfähige Intension tabuloser Darstellung diverser zwischenmenschlicher Praktiken.

Terese Schulmeister, eine Künstlerin und Frau, die selbst die Kirche in Verbindung mit Sexualität nicht tabuisiert und mutig wie forsch priesterliche Lüste darstellt.

Ein weiterer Teil der Ausstellung der Galerie remixx präsentiert Arbeiten von Sugar Plum, die mit verführerischer Kreativität aus einer Kombinationstechnik auf Zigarettenschachteln oder der eigenen Po-Darstellung in Acryl auf Papier exponieren.

Mit Werken wie  „Der rosarote Panther II“, welche laut eigenen Aussagen das persönliche Körperteil zum Pinsel manifestiert wie das Fleisch zur Farbmatrize werden lässt, oder dem Werk „Krampus“ aus der Serie „Frau auf Klo“, die wohlgeformte Proportionen des weiblichen Gesäßes im Alltag spiegeln.

Beeindruckend wie imposant die Photographien der Claudine Dufrène aus der Reihe „Adieu Ideologie“ welche, so möchte man interpretieren, die Reinheit mit der Lust kontrastiert

Ein weiterer Bereich die „Piselotten“, ein Begriff der Künstlerin Katarina Jensen, die mittels abgelegter Kleidung, welche die menschlich zweite Haut symbolisiert, als gewundener Stoff Farbsignale von Körperlichkeit, Erotik und expressiver Daseinslust versinnbildlicht.

Eine überaus interessante Führung durch die Galerie. Günter Eisenhut`s  Erzählungen über die Werke seiner Ausstellung zu lauschen glich fast der Phonetik eines Abenteuerfilms.

Mit Leidenschaft und bemerkenswerter Kenntnis um Geschichten, Hintergründe und Begebenheiten, dargebracht mit solcher Inbrunst, findet man selten.

Günter Eisenhut, ein Galerist der sich nicht nur durch sein ausgeprägtes Wissen um die Kunst und einer beachtlichen Bibliothek bekannt macht, sondern dem die Künstler ebenso am Herzen liegen wie deren bebilderte Geschichten.

© Cornelia Kerber, November 2011